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Siedlergemeinschaft Waldsassen e.V.

 

 

Die Siedlergemeinschaft Waldsassen entstand in der Zeit eines tiefen wirtschaftlichen Notstandes, der als  Folge der  Inflation nach dem ersten Weltkrieg bis in die Jahre 1933/34 andauerte. Die Arbeitslage verschlechterte sich immer mehr, so dass selbst in unserer Stadt im Jahre 1932 über 600  Erwerbslose bei einer Einwohnerzahl von ca. 5000 zu verzeichnen waren.

Zu diesen sozial am schwersten Betroffenen gehörten auch unsere Gründungsmitglieder, deren Wohnverhältnisse zudem die denkbar schlechtesten waren. In dieser Zeit scheinbarer Ausweglosigkeit, fassten sie mit dem Mut der Verzweiflung den Entschluss , in Eigenarbeit unter Mithilfe der Ehefrauen und Kinder, Siedlungshäuser zu errichten. Da sie weder Grund noch die nötigen Geldmittel besaßen, waren sie auf die Unterstützung durch die Stadt angewiesen. Ihr Sprecher, der leider verstorbene Egid Bäumler, unterrichtete den damaligen rechtskundigen Bürgermeister Herrn Josef Hierl von ihrem Vorhaben und fand bei ihm nicht nur Verständnis, sondern auch tatkräftige Hilfe und Unterstützung.

Schließlich wurde das Siedlungsvorhaben in der Stadtratssitzung vom 12.7.1931 behandelt  und vom  Stadtrat gebilligt. Der Plan, diese Siedlung als Blockhäuser mit vom hiesigen Forstamt bereitgestelltem Holz zu errichten, musste wegen Ungeeignetheit des Holzes aufgegeben werden. Für die Errichtung in üblicher Bauweise durch Ziegelmauerwerk standen aber finanziell schwere Hindernisse im Wege, da seinerzeit öffentliche Mittel für den Siedlungsbau nur für Städte mit mehr als 30.000 Einwohner  zur  Verfügung standen.

In schwierigen und  zähen Verhandlungen, zum Teil durch persönlicher Vorsprache beim damaligen  Reichskomissar für das Wohnungswesen, erreichte Herr Bürgermeister Josef Hierl schließlich doch, dass Mittel auch für die Errichtung von Siedlungen in der Kleinstadt Waldsassen bereitgestellt wurden. Unterstützt in seinem Ringen wurde er durch den unbeugsamen Willen der Siedlungswilligen; fuhr doch z.B. unser Siedlerkamerrad Bäumler mit dem Fahrrad nach dem über 300 Km entfernten München zur Staatsregierung um in persönlicher Vorsprache ihre Angelegenheiten weiter zu treiben.

Bewilligt wurden für vorerst 10 Siedlungsstellen jeweils RM 2500.- wobei die Gesamtkosten einer Siedlung RM  3000.- nicht überschreiten durfte. Die restlichen 500.- RM mussten in Eigenleistung aufgebracht werden. Den dazugehörigen Grund, 700 qm je Siedlung, stellte die Stadt am Pfaffenreuther Berg zum Preis  von RM 1.- je qm zur Verfügung.

In der denkwürdigen Stadtratssitzung vom 25. 7. 1932 wurde die Errichtung der Siedlung endgültig freigegeben  und zwar in der Form, dass die Stadt als Bauträger auftrat. Die Siedler mussten zunächst als Probe 3 Jahre in Miete in ihren selbstgebauten Heimstätten wohnen und beweisen, durch  halblandwirtschaftliche Lebensweise selbst zu ihrem Unterhalt beitragen zu können. Nach dieser Bewährungszeit wurde die Siedlerstelle als Eigentum überschrieben. Schon im Dezember 1932 konnte die  erste Siedlerstelle bezogen werden. Die restlichen wurden im Frühjahr 1933 fertig gestellt. Durch diese beispielhafte Initiative der Erstsiedler erreichte Herr Bürgermeister Hierl noch im Jahre 1933,  dass weitere Gelder für noch einmal 10 Siedlerstellen bereitgestellt wurden. Schließlich wurden 1934 noch 8 weitere Siedlungen zum großen Teil in Eigenleistung gebaut.

Die Planung und verwaltungsmäßige Abwicklung wurde Herrn Gewerberat Franz Kassecker übertragen, für die  Materialbeschaffung und technische Überwachung zeichnete Herr Baumeister Karl Bergauer verantwortlich.

Der Zusammenschluss der einzelnen Siedler zur Siedlergemeinschaft erfolgte auf Anraten der Stadt Waldsassen im Herbst 1933. Bei der Gründungsversammlung, im damaligen Neppl - Keller wurde Egid Bäumler zum 1. Vorstand und Hans Selch zum 2. Vorstand gewählt. Gleichzeitig wurde der Beitritt zum Reichsbund der  Siedler, später Deutscher Siedlerbund e. V. beschlossen, um eine einwandfreie Betreuung der Siedler zu gewährleisten. Dies erfolgte durch Vorträge über Gartenbau und Obstbaumpflege und Beratung in Fragen der Kleintierhaltung. In den Jahren 1936/37 wurden in der heutigen Flurstraße weitere 6 Siedlungen errichtet, diesmal infolge der gebesserten Wirtschaftslage nur noch mit geringerer  Eigenleistung.

Durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 wurde die Siedlungstätigkeit auf lange Zeit unterbrochen. Erst nach der Währungsreform 1948 entstanden am Pfaffenreuther Berg wieder die ersten Eigenheime. Ausgelöst durch die Initiative des Bergwerkdirektors Herrn Josef Spross, der so Wohnraum für seine  Bergleute schuf. Anfang der fünfziger Jahre setzte eine rege Siedlungstätigkeit ein, die durch preiswerte Bereitstellung von Baugrund durch die katholische Kirchenverwaltung, sowie durch die Stadt selbst bedingt war. So entstanden ganze Wohnviertel, außerhalb am Pfaffenreuther Berg auch beiderseits der Schützenstraße und am Lämmeracker, so dass die Siedler und Eigenheimer zum  Großteil das heutige Stadtbild prägten.

Der Ordnung halber ist zu erwähnen, dass die Vereinstätigkeit bis zum Kriegsende unter den Vorständen Alois Schreiner und Hans Selch aufrecht erhalten wurde.

Nach dem Krieg wurde am 11.8.1947 in Ziegler´s Gaststätte wieder die erste Generalversammlung abgehalten, bei  der Egid Bäumler zum 1. Vorstand gewählt wurde. Dachorganisation wurde in Fortsetzung der nunmehrige Bayerische Siedlerbund, so dass die allgemeine Betreuung wieder aufgenommen wurde. Im Laufe der  Zeit verschlechterte sich die Betreuung durch den Bund so sehr, dass Egid Bäumler im Juni 1952 aus Protest den Vorsitz niederlegte. Bei der Neuwahl ging Bernhard Lindner, ebenfalls ein  Gründungsmitglied, als 1. Vorstand hervor. Da in den folgenden Jahren keinerlei Besserung in der Betreuung durch den Landesverband eintrat, entschlossen sich die Mitglieder 1956 aus dem Bayerischen  Siedlerbund auszutreten und geschlossen dem Bayerischen  Siedler- und Eigenheimerbund e. V. beizutreten. Im Jahre 1954 wurde auf Vorschlag von Siedlerkamerad Lorenz Brunner ein Vereinsbanner  angeschafft, das dieser kostenlos entworfen und angefertigt hat.

Von 1958 bis 1961 war wieder Egid Bäumler 1. Vorstand und gab dann, wegen Arbeitsüberlastung,  sein Amt  wiederum an Bernhard Lindner, der die Geschicke der Siedlergemeinschaft mit Umsicht und Tatkraft leitete. In der Generalversammlung vom 16.3.1969 brachte die langjährige und  verdiente Vorstandschaft den Wunsch zum Ausdruck, die Aufgaben nunmehr in jüngere Hände abzugeben und stellte sich nicht mehr zur Wahl. In der anschließenden Wahl wurde dann der Siedlerkamerad Josef  Faltenbacher zum 1. Vorstand gewählt.

1973 wurde mit verdienten Stolz, unter der Vorstandschaft von Josef Faltenbacher 4O jähriges Jubiläum gefeiert. In Anerkennung ihrer Leistung wurden die ersten Siedlervorstände zu Ehrenvorständen ernannt. Bereits 1959 wurden Herr Bürgermeister Josef Hierl und Herr Baumeister Karl Bergauer  zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die gleiche Ehrung erfuhr Herr Baumeister Emil Engel als Rechtsnachfolger des verstorbenen Herrn Gewerberats Franz Kassecker.

Bei einem damaligen Mitgliederstand von 350 Siedlern und Eigenheimern, sowie der Tatsache, dass aus ihren Reihen 5 Mitglieder in den Stadtrat gewählt wurden, bewies die überaus fruchtbare Tätigkeit auf Siedlungs- und Ortspolitischem Sektor.

In der Zeit von 1973-1999 wurde die Zahl der Mitglieder auf 450 aufgestockt und Bürgermeister Franz Fischer und Herbert Ramisch zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Nach 30 jähriger Tätigkeit als 1. Vorsitzender gab Josef Faltenbacher in der Generalversammlung am 15.5.1999 den Vorsitz an Reinhard König ab. In dieser Versammlung wurde er für seine Verdienste  zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Herr Eduard Frank und Herr Ludwig Wilholm wurden wegen besonderer Verdienste  zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Im Jahre 2001 wurde die Siedlergemeinschaft Waldsassen e.V. in das Vereinsregister eingetragen.

In den Letzen Jahren wurde der Gerätepark um ein Baugerüst und eine Gartenfräse erweitert. Neueste Errungenschaft sind 2 Moosrupfer. 

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